Gyűrűspuszta - Ungarn

 

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Arche zu Land

Der Biohof Gyürüyspuszta liegt nur ein paar Kilometer ausserhalb der Hauptstadt, hier lebt man mit den Tieren, nicht nur von ihnen. Eine Idylle für Ausflügler, Familienurlauber und: Gourmets

Kaum 3 km hinter Martonvásár, dem kleinen geschmacklosen Schlösschen mit dem großen reizvollen Park, dass Beethoven als Sommeridylle nutzte, in dem er angeblich sogar komponiert haben soll, wenn ihm die gräflich Brunswickschen und die Erdödy-Töchter dazu noch Zeit und Kraft gelassen haben, kaum 3 km also hinter diesem Promi-Hot-Spot liegt das Dorf Kajászó. Eines jener zahl- wie reizlosen Straßendörfer, denen man durch Nichterwähnung einen wirklichen Gefallen tut und in welchen sich die Menschen mit der umherliegenden Natur einen Wettbewerb um Gleichmut und Ödniss liefern.

Ein Stück ausserhalb dieses Dorfes verliert die Strasse die Lust am Strasse sein, das Navigationsgerät spielte kurz mit Suizidigedanken, da hat der Schöpfer nächst eines fast befahrbahren Feldweges einen abfallenden, ringförmigen Knick in die Landschaft gefaltet, den ein Gutmeinender auch als Tal bezeichne würde, wären da irgendwo Berge. Und nannte es Gyürüspuszta, was sinngemäss mit "ringförmige unaussprechliche Einöde" zu bezeichnen ist.

Hier, wo nicht einmal die Einheimischen noch etwas vermuten, arbeitet und lebt die Frankfurterin Svenja Cyrys, wobei Arbeit und Leben hier eher nicht zu trennen sind. Eine Tierärztin (sie studierte in Budapest), die sich der völlig heruntergekommenden Stallungen und Wirtschaftsgebäude aus dem 18. Jahrhundert, die einst in Besitz der Bierdynastie Dreher waren, annahm und als Biolandwirtin den Traum vom selbstbestimmten und harmonischen Sein umsetzt, den andere nur haben.

Die Gebäude sind behutsam und stilgerecht renoviert. Wir finden in fast provokanter Ruhe herumpickend, schlendernd und äsend: Hühner, Fasane, Perlhühner, Esel, Ziegen, Schafe (hier nur einige "Schaustücke", eine 500er Herde ist auf Wanderschaft) - , eine Arche ohne Wasser ist das hier. Pferde in verschiedenen Größen und Temperamenten warten darauf eingeritten zu werden. Hinter dem Gemüsegarten schnaufen die Schweine, eine Mangalicza und Lappany-Zucht, samt Kreuzungen, die nicht nur schmackhafte sondern auch cholesterinarme Genüsse versprechen.

Schon an der ausgesprochen gleichmütigen, unhektischen Reaktion auf den Fremden erkennt man das Biodasein. Ungestresste Tiere, die mit natürlichem Grünzeug (es gehören rund 40ha zum Anwesen) gefüttert, bei genügend Platz und artgerechtem Unter- und Hintergrund ein wirkliches Leben führen dürfen. Eigentlich das Mindeste, dass wir Menschen tun sollten, bevor wir uns ihrer bedienen und ihres Fleisches bemächtigen, und, weiss Gott, das werden wir, fallen einem hier doch die Rezepte gleich im Dutzend ein. Die Kunden des Hauses sind selten Ungarn, erzählt Svenja Cyrys, die vor sieben Jahren nach Ungarn zog, eher schon österreichische Privatkundschaft, die nicht nur die Qualität zu schätzen weiss, sondern sich diese auch leisten kann und zudem noch Staat mit der exotisch klingenden Herkunft macht.

Dabei gibt es auch Wolken im Paradies: EU-Verordnungen machen das gewerbsmässige Schlachten im eigenen Hause zukünftig fast unrealisierbar. Dabei ist nicht mal der Vorschriftenwust selbst das Problem, sondern die Verwirrung, die entsteht, wenn Brüsseler Papierberge in ungarisches Nationalrecht transkribiert wird, um sodann von arglosen Beamten zerkontrolliert zu werden. Im Ergebnis würde dann das über Jahre konsequent ökologisch und würdevoll aufgezogene Tier durch Transport und stressige Schlachtung wieder zum Viehzeug degradiert. Wer dabei gewinnt, sind allein die kapitalstarken Massenbetriebe, die sich in der Umgebung, von alten Seilschaften kommend in neue Feudalstrukturen rekonstruieren, der kleine Bauer wird wieder an den Rand gedrängt.

Einige spartanisch-schöne Gästeappartements warten auf Besucher. Besonders Familien mit Kindern sei dieser Fleck empfohlen. Die Kleinen können mithelfen in den Ställen, die Tiere erleben, anfassen, auf ihnen reiten. Hier kann man einmal mit Tieren leben, nicht nur von ihnen. Es wird niemandem langweilig werden, auch wenn es keine Fernseher gibt hier draussen. Auf Zuruf kommt auch eine Zigeunerkapelle, gibt es ungarisches Essen. werden Kutschfahrten organisiert. Auch für Budapester, die einfach mal einen kleinen Ausritt unternehmen möchten, hat man hier die richtigen Tiere und Wege. Kein Fernsehteam begleitet dieses "Experiment Bauernhof um 1900" oder wie all diese Reality-Possen heissen. Das ist das wirklich wahre Leben hier, eine Idylle, wie man sie nur selten noch findet. Ein - im besten Sinne - reizarmer Ort in der ewig überreizten Welt.

Marco Schicker, 2007
(c) Pester Lloyd